Álvaro Palacios

Eine Pilgerreise zu Spitzenweinen
eines exzellenten Jahrgangs 2023

Bei der Jahrgangspräsentation der Weingüter von Álvaro Palacios (Priorat, Rioja, Bierzo) verheißen die Fassproben der Orts- und Lagen-Spitzenweine einen exzellenten Jahrgang 2023. Zudem hatte unser Trip ins Bierzo weitere freudige Anlässe, gleich zwei bedeutende Jahrestage: der 60. Geburtstag von Álvaro Palacios und das 25-jährige Jubiläum des Weinguts Descendientes de J. Palacios.

Das Ding mit magischen Orten ist, dass man sie nicht einfach erreicht. Zwar muss in diesem Fall dafür nicht unbedingt gleich Gleis neundreiviertel am Londoner Bahnhof King’s Cross für den Hogwarts-Express genutzt werden. Doch um zu Álvaro Palacios und Ricardo Pérez Palacios und deren Weingut Descendientes de J. Palacios im Bierzo am Jakobsweg zu gelangen, fliegt man nach Madrid und fährt dann über vier Stunden ins Dorf Corullón weiter. Für diese Pilgerreise, denn unstrittig ist sie das bei Álvaro Palacios, einer der bedeutendsten Winzerpersönlichkeiten Spaniens, geht es via Madrid passenderweise nach Santiago de Compostela. Von diesem galicischen Wallfahrtsort dauert die Fahrt in die nordwestspanische Weinbauregion mit ihren rund 4.000 Hektar Rebfläche immer noch zwei Stunden.

Ein magischer Ort:
die Wein-Kathedrale von Corullón


Und dann steht man an einem dieser magischen Orte, für den sich weite Wege lohnen. Das Weingut Descendientes de J. Palacios hat Ricardo Pérez Palacios initiiert und mit seinem Onkel Álvaro Palacios 1999 aus der Taufe gehoben. Den Namen „die Nachfahren von J. Palacios“ wählten sie zu Ehren Álvaros verstorbenem Vater José. 2017 setzte Stararchitekt Rafael Moneo, geehrt mit dem Pritzker-Preis 1996, eine imposante Kellerei in die Berge; tief in den Stein geschlagen, liegen 60 Prozent „unter Tage“ und oberhalb thront sie gleich einer imposanten Wein-Kathedrale hoch oben, mit einem atemberaubenden Blick über das ganze Tal. Rundherum verteilen sich 35 Hektar Rebfläche auf 250 kleine Parzellen in steilen Terrassen in der hügeligen, geradezu montanen Umgebung. Biodynamisch bewirtschaftet und teils so steil, dass hier fünf Maultiere und ein Pferd ihren berittenen Dienst erfüllen.

Wie schon im Priorat – Stichworte Finca Dofi und L’Ermita, eine der Wein-Ikonen Spaniens – und beim Familienweingut, zuvor bekannt als Remondo Palacios, in der Rioja, leistete der charismatische 60-Jährige Álvaro Palacios hier, im Zusammenwirken mit Ricardo, ebenfalls wahre Pionierarbeit. Mit einer Klassifizierung von Village- und Grand Cru-Weinen zum Herausarbeiten der Rebsorten-Typizität (Garnacha im Priorat und in der Rioja, die autochthone Mencía im Bierzo) und des jeweiligen Terroirs. Das exzellente Resultat: Kein Winzer der Welt hat es geschafft, in drei Weinregionen (Rioja, Priorat, Bierzo) federführend zu sein. Und das von den Einstiegsweinen bis in die Spitze!

Fruchtige tiefenkräftige Wein-Ikonen
voller burgundischer Feinheit und Eleganz

In der Monopol-Lage Las Lamas sind Tische aufgebaut. Zum „Las Lamas“ 2015 zelebriert ein nationaler Meister des Schinkenschneidens seine Kunst mit hauchdünnen, zarten Scheiben vom großen Eichel-Schinken „Arcano“ des Spitzenproduzenden Maldonado.

von links: Tochter Lola, Neffe Ricardo, Álvaro und seine Frau Cristina
Die Monopol-Lage Las Lamas

Vor 25 Jahren begann diese Bierzo-Pionierleistung mit der Rekultivierung längst vergessener, historischer Rebanlagen. In Las Lamas sind die knorrig wurzelnden Rebstöcke, im Einzelbaumsystem „Vaso“ erzogen, bis zu 90 Jahre alt. Mehrheitlich ist hier Mencía gepflanzt. Insgesamt haben die Perfektionisten bei Palacios 70 verschiedene Phänotypen der Kult-Rebsorte festgestellt. Dazwischen wachsen auch etwas Trousseau und 14 weiße Varietäten – das waren einst die pilgernden Mönche. Auch nach einem Vierteljahrhundert ist diese Reise nach Qualitätsstreben, nach Exzellenz, die im Bierzo durch das atlantische Klima mit mediterran heißen Tagen, kühlen Nächten und ausreichender Feuchtigkeit von Schieferböden so fruchtige, tiefenkräftige südeuropäische Weine voller burgundischer Feinheit und Eleganz hervorbringt, nicht zu Ende.

Grandiose en primeur Weine
des Jahrgangs 2023

Seinen 60. Geburtstag hatte Álvaro Palacios unlängst begangen. Vom Scheitel bis zur Sohle merkt man dem agilen und charismatischen Winzer die sechs Dekaden nicht an. Das beweist er im Weinberg und später beim ausgelassenen Feiern. Zu diesen zwei besonderen Jahrestagen hatten die Weingüter Álvaro Palacios‘ ihre Importeure und Weinhändler zur en primeur-Jahrgangspräsentation ins Bierzo eingeladen. Und die folgten dem Ruf und pilgerten von nah und fern, aus Europa, den USA und selbst Singapur nach Corullón.

Nach dem lockeren Empfang, der die ungestüme Bierzo-Energie beinahe auch olfaktorisch betörend verströmt – auf der einen Seite des Berges die atlantischen Meeresbriesen auf der anderen Seite eine mediterrane Vegetation – geht es zurück ins Weingut. Vorbei an Pressen und Edelstahltanks unter einer hohen, säulengetragenen Decke nahezu sakralen Charakters. Eine imposante Wendeltreppe führt hinab in den Fasskeller. Hier passiert zwar Magisches, aber kein Keller-Hexenwerk. Doch warten in der konstanten Kühle nun die Weine des Jahrgangs 2023 aus allen drei Weingütern als Fassproben darauf, „en primeur“ verkostet zu werden.

2023 Portfolio-Probe aus Anlass des
60. Geburtstags von Álvaro Palacios
bei Descendientes de J. Palacios, Bierzo

Wir verkosteten die Primeur-Weine des Jahrgangs 2023 im wunderschönen Naturstein-Keller von Descendientes de José Palacios, dass dieses Jahr – eine weiterer Geburtstag! – 25 Jahre alt wird.

Bierzo: von einem Extrem ins andere

Von Oktober bis September gab es fast 900 mm Niederschläge, mit Rekordwerten im Januar: Sturm, Hagel und stürmischer Wind bis in den Januar, dann Frost im Januar und Februar, gefolgt von einem Temperatursprung im März, Rekord-Temperaturen im April, einem warmen, feuchten Mai und einem wechselhaften, kühlen Juni, gefolgt von sehr wechselhaftem, windigem Wetter und dem Hitzemonat August. Dank jahrelanger Arbeit durch Einbringen von Stroh und Pferdemist hat sich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens enorm verbessert. Das Ergebnis sind balanciertere, frischere Weine mit noch mehr Mineralik!

Also permanente Herausforderungen im Weinberg, alle mit dem einzigen Ziel, gesunde und perfekt gereifte Trauben zu lesen. Als im September alle eine großartige Lese erwarteten, setzte Regen ein, ein hohes Maß an Selektion war nun erforderlich. Ein Extrembeispiel: Alleine im Weinberg La Faraona waren sechs Durchgänge notwendig, um jedes Mal zu entscheiden, welches Blatt, welche Trauben und Beeren überflüssig waren, und was gelesen werden sollte. Der Aufwand über das gesamte Jahr war hoch wie nie, aber die Mühe hat sich gelohnt! Geniale, geschliffene Weine mit vibrierender Frische und hoher Mineralik kennzeichnen den Jahrgang 2023.

2023 Corullón, Vino de Villa

90% Mencía, 10% weiße Trauben: Jerez, gelesen ab 2. September 2023 aus sieben Parzellen im Dorf Corullón, insgesamt 10,1 ha Ertrag: 26,5 hl/ha, 26.800 Liter, 35.733 Flaschen

Dichtes Violett-Purpur mit dunklem Kern; attraktive und intensive Kirschfrucht mit Noten von Schiefer, Feuerstein, erdige und florale Noten, Ginster, Veilchen, sehr reintönig, präzise und tief. Satter Auftakt von dunklen Kirschen mit viel Extrakt und sehr gut eingebundenen leicht sandigen und mundwässernden Tanninen, lebhafte, frische reife Säure, komplexes, mineralisch geprägtes Finish, das lange haften bleibt.
94–96 Punkte

2023 Moncerbal, Vino de Paraje

92% Mencía, 8% weiße Trauben: Jerez, gelesen am 2. September 2023 aus der Einzellage Moncerbal (Schiefer-Steillage direkt unterhalb des Weinguts, süd-westliche Exposition), insgesamt 2,1 ha Ertrag: 22,85 hl/ha, 4.800 Liter, 6.400 Flaschen

Um es vorwegzunehmen: Der 2023er Moncerbal ist so gut wie nie ein Jahrgang zuvor! Selbst den aufregenden 2021er übertrifft er! Intensives Bukett nach Kräuter- und Würznoten, mit feiner Kirschfrucht, steinige Akzente, verströmt viel Terroir-Eindruck. Enorm viel satte Frucht von dunklen Kirschen, schwarzem Tee, Lakritze, das alles saftig und mundwässernd, viel feines, kreidiges Tannin, enorm vielschichtig und hoch komplex, mit Präzision und lebhafter Frische, expressiv mineralisch klingt er lange nach. Riesen-Potenzial.
96–98 Punkte

2023 Las Lamas, Gran Viña Clasificada
90% Mencía, 10% weiße Trauben: Jerez, gelesen am 11.-13., 16. und 20. September 2023 aus der Einzellage Las Lamas (terrassierte Schiefer-Steillage 300 Meter westlich des Weinguts, direkt unterhalb der Straße, süd-süd-östliche Exposition), insgesamt 1,6 ha

Bisher hatte mir fast jedes Jahr der Las Lamas besser gefallen als der Moncerbal, 2023 ist es – in diesem frühen Stadium – umgekehrt. Das Bukett ist verschlossen, feine, subtile Noten von Weichselkirsche mit erdigen Noten und nassem Stein erkennbar. Der Wein hat zwar alle Anlagen für einen großen Wein, mit dichtem, sattem Fruchtauftakt von dunklen Kirschen und viel erdigen Noten, mit frischer Säure, packenden Tanninen, viel mineralischen Akzenten und nuancenreich, aber irgendwie passt alles nicht so perfekt zusammen wie beim Moncerbal. Das ist Jammern auf hohem Niveau und es bleibt die Hoffnung, dass er mit zunehmender Reifung auch mehr an Balance und Harmonie gewinnt.
95–97 Punkte

2023 Al Chelo, noch nicht klassifiziert

95% Mencía, 5% weiße Trauben: Jerez, gelesen am 15. September 2023 aus der Mini-Einzellage Al Chelo, die genauso heißt wie „Chello“ (tatsächlich noch mit Doppel-L geschrieben), die verstorbene Schwester von Álvaro bzw. Mutter von Ricardo, insgesamt 0,39 ha Ertrag: 19,23 hl/ha, 750 Liter, 1.000 Flaschen

Rauchige Noten finden sich hinter der dichten, sehr reifen Kirschfrucht, ein intensives Bukett, ansprechend und mit Tiefe, aufregend anders als alle bisherigen Weine. Am Gaumen satte und saftige Kirschfrucht mit packenden, leicht aufrauenden Tanninen, viel erdige Noten, auch Röst- und Toastaromen, stoffig, fordernd, mit Spannung.
96–98 Punkte

2023 La Faraona, Gran Viña Clasificada

98% Mencía, 2% weiße Trauben: Jerez, gelesen am 25. und 26. September 2023 aus der Einzellage La Faraona El Ferro (terrassierte Schiefer-Steillage nochmals höher gelegen als die anderen Einzellagen, 975 m, eine der am höchsten gelegenen Parzellen in Bierzo), insgesamt 0,55 ha Ertrag: 18 hl/ha, 900 Liter, 1.200 Flaschen

Tiefdunkles, dichtes Rubin mit schwarzem Kern, am Rand Purpur aufhellend. Sehr kompakt und stoffig, packend am Gaumen mit sehr viel Extrakt, zeigt Präzision und Spannung, großartige Tiefe, sehr viel feines Tannin mit Grip, leicht aufrauend, in diesem Stadium aber völlig OK, Riesenpotenzial. Ein Wein, der berührt und mit großartiger Balance beeindruckt. Klare, ungeheuer präzise Aromatik, alles stimmig und großartig ineinander verwoben.
98–100 Punkte

Rioja Oriental: das Jahr der Herausforderungen

Viel Regen im Spätherbst 2022 und Schnee im Februar waren vom Timing her zwar nicht perfekt, aber jeder Tropfen Niederschlag tat den sehr trockenen Böden gut. Ein Drittel des Jahresniederschlags von 419 mm fiel in den Monaten Juni und Juli, so dass viel Arbeit im Weinberg notwendig war. Dank jahrelanger Bodenlockerung mit Stroh und Mist saugte der Boden die Nässe gut auf. Insbesondere der Hagel Anfang Juli, der im Wesentlichen die Westseite von La Montesa traf, sorgte für viel Arbeit. Die beschädigten Trauben wurden entfernt, im Valmira-Weinberg hingegen reichte eine grüne Lese weniger betroffener Trauben und Blätter. Der August war heiß und trocken, schon Ende des Monats näherte sich das erste Lesefenster. Die Lese begann am 8. September, musste aber wegen Regens zehn Tage lang unterbrochen werden, bevor sie am 18. September fortgesetzt werden konnte.

2023 Álvaro Palacios Alfaro Valdelareina
90% Garnacha, 10% andere rote Sorten, gelesen am 28. September 2023 Ertrag: 19.9 hl/ha, 2.780 Liter, 3.700 Flaschen

Erstmals wurden die Trauben dieser nur 1,4 Hektar kleinen, hoch gelegenen Spitzenlage separat ausgebaut. Der Wein wird als Vino Municipio (Ortswein) vermarktet. Genau wie der Quiñón de Valmira jedoch nicht unter der Palacios Remondo Range, sondern unter dem Namen Álvaro Palacios Alfaro.
Vielversprechendes, tiefgründiges Bukett von Kirschen, florale Noten, Veilchen, Bergamotte und Blutorangen. Am Gaumen wiederum saftige Kirschfrucht, etwas Pampelmuse, sehr feine Gerbstoffe, vielschichtig. Die feingliedrige Säure bringt Frische und viel Spiel, Finesse und Eleganz prägen das lange Finale.
94–96 Punkte

2023 Álvaro Palacios Alfaro Quiñón de Valmira
85% Garnacha, 15% andere rote Sorten, gelesen am 21. und 22. September 2023 Ertrag: 10,5 hl/ha, 3.143 Liter, 4.190 Flaschen

Der Flaggschiff-Wein im Rioja Portfolio kommt aus der 616 m hoch gelegenen, nur 3 Hektar kleinen Einzellage Quiñón de Valmira in der Sierra de Yerga. Der Wein wird ausschließlich in Subskription angeboten. Im Duft noch sehr verschlossen, nur ansatzweise lassen sich Schattenmorellen und Sauerkirsche identifizieren, etwas florale Akzente. Tiefgründig und intensiv der Auftakt mit roten Früchten, super saftig mit mundfüllender Frucht, fein verwobenem Tanningeflecht, das filigrane Säurespiel trägt den konzentrierten, extraktreichen Wein, der viel Substanz und Potenzial hat. Hoch elegant im Finish. Da kann noch Großes entstehen, ist im Moment aber nur ansatzweise erkennbar.
Potenzialwertung
97-99 Punkte

Priorat: eines der trockensten Jahre

Weniger als 250 mm Niederschlag zwischen November 2022 und Oktober 2023 sind ein Negativ-Rekord der letzten fünf Jahre. Die Landwirtschaft in Katalonien im Allgemeinen und insbesondere der Weinbau leidet unter den immer extremeren Folgen des Klimawandels. Erstmals entschloss sich Álvaro, bestimmte Parzellen auf den Hügelkuppen und steinigen Böden zu bewässern, um den Reben dort das Überleben zu sichern. Doch Wasser wird in Dürrezeiten immer schwieriger zu beschaffen. Die Beeren bleiben bei trockener Hitze klein, dank großer Anteile Alter Reben auf Schieferböden sind sie dennoch reif und hoch konzentriert. Álvaro spricht über die Weine „von reinster Essenz“.

2023 Gratallops, Vi de Vila

80% Garnacha, 20% Cariñena, gelesen vom 2. September bis 10. Oktober 2023 aus 8 Parzellen in Gratallops, insgesamt 8,79 ha Ertrag: 11,94 hl/ha, 10.300 Liter, 13.730 Flaschen

Der 2023er Gratallops duftet intensiv nach reifen Brombeeren, Macchie, wilden Kräutern und nassem Stein. Am Gaumen packend, mit saftiger Frucht, dunkelbeerig, die Gerbstoffe sind wesentlich feiner als in den letzten Jahren, geschliffener, dennoch auch hier viel Holzeinfluss schmeckbar, stoffig, mit viel Würznoten, extraktreich, zum Kauen. Das Zusammenspiel von Tanninen und reifer Säure ist m.E. deutlich harmonischer als in den Jahren zuvor. Für mich einer der besten Gratallops ever.
94–96 Punkte

2023 Finca Dofí, Vinya Classificada

95% Garnacha, 5% Cariñena, gelesen vom 4. bis 27. September 2023 aus 3 Parzellen in Gratallops, insgesamt 12,5 ha Ertrag: 16,96 hl/ha, 21.000 Liter, 28.000 Flaschen

Wunderschönes, intensives Bukett nach dunklen Beeren, feine Würznoten, Tabak, Zedernholz, tief und aufregend vielschichtig. Sehr kompakter und enorm saftiger Fruchtauftakt, Brombeeren, Heidelbeeren, Cranberries, mit sehr viel, leicht kernigem Tannin gesegnet, das jedoch reif ist, ohne spröde zu sein, muss sich nur noch integrieren, ganz am Ende ein Hauch von Bitternoten, sehr stimmig und überzeugend, mit Spannung und Spiel, sehr gelungen.

96–97 Punkte

2023 La Baixada, Vinya Classificada

95% Garnacha, 5% Garnacha Blanca, gelesen am 8. und 10. September 2023 aus der Einzellage La Baixada 1,3 ha Ertrag: 20,76 hl/ha, 2.600 Liter, 3.460 Flaschen

Offensives Bukett mit opulenter Brombeerfrucht, Kräuterwürze, steinige Noten, Tabak, zarte Röst- und Holznoten. Sehr stoffiger, dichter und kompakter Fruchtauftakt, sehr viel intensives, leicht sprödes und trocknendes Tannin, packend, viel Extrakt, zum Kauen, endet lang und fordernd.

96–97 Punkte

2023 Les Aubaguetes, Vinya Classificada

60% Garnacha, 35% Cariñena , 5% weiße Trauben Garnacha Blanca und Macabeo, gelesen am 28. September sowie 3. und 4. Oktober 2023 aus der Einzellage Les Aubaguetes 1,79 ha Ertrag: 11.17 hl/ha, 900 Liter, 1.200 Flaschen

Intensiver Duft nach Heidelbeeren und Brombeeren, etwas Teer, Lakritze, Veilchen, schwarzem Tee, tiefgründig und sehr abwechslungsreich, vielschichtig. Sehr fokussierte und präzise Beerenfrucht, auch hier Heidelbeere und Brombeere, ungemein konzentriert mit enorm viel feinen Tanninen, groß, Wahnsinns-Tiefgang, voller Spannung und Frische, mit endloser Länge. Ein ganz großer Gänsehaut-Wein, der mir zum ersten Mal sogar einen Tick besser gefällt als L’Ermita.
98–100 Punkte

2023 L‘Ermita, Gran Vinya Classificada

84% Garnacha, 13% Cariñena , 2% Picapoll, 1% weiße Trauben Garnacha Blanca, Macabeo, Pedro Ximenez, gelesen am 5., 6., 9. Und 11. Oktober 2023 aus der Einzellage L‘Ermita 4,7 ha Ertrag: 9,75 hl/ha, 3.600 Liter, 4.800 Flaschen

Leuchtendes, klares Rubinrot, deutlich heller als Les Aubaguetes. Im Duft verschlossen, nur ansatzweise sind beerige Noten erkennbar. Am Gaumen aber unglaublich stoffig mit einem Wahnsinns-Extrakt, ein Wein zum Kauen, mit sehr viel reifem, feinkörnigen Tannin, dezente Würznoten, mit einem Hauch weniger Spannung und Druck als Les Aubaguetes, aber L’Ermita ist als „Langsamentwickler“ gerade in diesem frühen Stadium bekannt, definitiv ein großer Wein.
97–99 Punkte

Pétalos und der Künstler Xano Armenter

Der neue Pétalos-Jahrgang 2022 wird als außergewöhnlich gut gelungen beschrieben, Inhalt und Flasche sind Meisterwerke für sich. Letztere ziert jedes Jahr ein neues Etikett; ein Werk des in Barcelona lebenden Künstlers Xano Armenter, den Álvaro Palacios und Ricardo Pérez dort kennen lernten. Heute ist der in Spanien sehr bekannte, aus einer katalanischen Famile stammende und in Las Palmas de Gran Canaria geborene Künstler ein Freund der Familie. Künstlerisch prägend waren für Xano die Jahre, die er im vibrierenden New York der 1980er Jahre verbrachte. Dort entwickelte er seinen eigenen Stil, der Elemente des Expressionismus und der Pop Kultur in sich vereint.

Text und Fotos: Stefan Chmielewski
Text (Verkostungsnotizen): Frank Roeder, MW