Alphonse Mellot

Frankreich Sancerre

Hors concours – ohne Konkurrenz
»Wo Liebe und Können zusammenwirken, darf man ein Meisterwerk erwarten«, so der englische Kunsthistoriker John Ruskin (1819-1900).

Auf dem Weingut Alphonse Mellot in Sancerre wirken die Liebe zur Natur, zum Boden, zur Rebe sowie das Können, also das Winzerhandwerk, wunderbar zusammen. Das erwartete Meisterwerk: Sauvignon Blanc und Pinot Noir „hors concours“ – ohne Konkurrenz.

Die 19. Familiengeneration: Hélène & Alphonse Mellot

19 Generationen einer Familie

Die Geschichte der Familie Mellot als Winzer und Weinhändler lässt sich bis 1513 zurückverfolgen. Drei Beispiele zur Einordnung dieser Jahreszahl in die entsprechende Epoche: Zur gleichen Zeit regiert Kaiser Maximilian I. das Römisch-Deutsche Reich, der spanische Konquistador Vasco Nuñez de Balboa überquert die Landenge von Panama und erreicht den Pazifik, Albrecht Dürer sticht „Ritter, Tod und Teufel“ in Kupfer.

1698 wird César Mellot vom „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. sogar zum offiziellen Weinberater ernannt. 1881 verkauft die Familie Mellot Wein nicht nur in allen Regionen Frankreichs, sondern bereits weltweit.

Seit mehr als 500 Jahren also schreibt die Familie Mellot an der Weinbauhistorie von Sancerre mit. Während dieser langen Zeit hat sie wesentlich dazu beigetragen, das 1.400-Seelen-Dorf in der internationalen Weinwelt bekannt zu machen. Nicht umsonst wird die Stellung des Weinguts Alphonse Mellot in Sancerre häufig so beschrieben: „hors concours“ – ohne Konkurrenz.

Alphonse aus der 18. Familiengeneration war Anfang der 1980er-Jahre nicht nur Winzer, sondern auch einer der größten Weinhändler in Sancerre. Damals erkannte und entschied er: Die Zukunft des Weinguts liege nicht im Handel. Also schränkte er diesen ab 1983 deutlich ein, um sich voll und ganz auf die Produktion zu konzentrieren. Er wollte nicht einfach gefälligen Sauvignon Blanc machen, sondern terroirgeprägten Sancerre. Er stellte die Weichen in Richtung Top-Qualität und etablierte das Weingut unter den Spitzenproduzenten der Region.

Heute wird der Betrieb von der 19. Familiengeneration geführt: Alphonse Mellot jun. und seine Frau Hélène. „Ich arbeite auf dem Weingut mit, seit ich zwölf war“, sagt der 1969 Geborene. Seine erste Ernte brachte er 1990 ein – im zarten Alter von 21. Nach Abschluss des Weinbaustudiums in Bordeaux, Dijon und Montpellier kehrte er endgültig auf das Familienweingut zurück. Sein damals gesundheitlich angeschlagener Vater überließ ihm nolens volens die Hauptverantwortung des Betriebes. Aus heutiger Sicht: zum Vorteil.

Pas trop boisé

Für die 19. Generation einer alteingesessenen Winzerdynastie gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Alles beim Alten lassen und dort nahtlos weitermachen, wo der Vater aufgehört hat.
  2. Alles an einen Großkonzern verkaufen und das Geld verprassen.
  3. Auf der Basis der Erfahrung und Arbeit von 18 Generationen nach vorne blicken, belassen, was gut ist, ändern, was verbesserungswürdig ist.

Wer Alphonse Mellot – den 19. seines Namens – einmal einen Tag lang bei seiner Arbeit begleitet, ihm zugesehen, zugehört und das von ihm Geschaffene gesehen hat, ahnt: Option 2 stand für ihn nie zur Diskussion. Aber auch Option 1 entsprach nicht seiner Natur, seiner Persönlichkeit, seinem Charakter. Blieb Option 3.

Pointiert und – nur ein bisschen – übertrieben, erläutert uns Alphonse die drei Grundregeln für sein persönliches „Coming of Age“, sein Erwachsenwerden auf dem Familienweingut, unter den Augen eines Vaters, der bereits für großartige (Weiß)Weine bekannt war:

  1. Überflügle den Vater!
  2. Mache einen muskulösen (Rot)Wein!
  3. Nimm dabei viel Holz!

Dazu muss man wissen, dass der Vater keinen allzu großen Wert weder auf Pinot Noir noch auf „viel Holz“ legte. Aber der Junior wollte dem Senior beweisen, welche Qualität bei Rotwein im klassischen Weißweingebiet Sancerre (80 % der Anbaufläche gehören dem Sauvignon) möglich ist – und ließ sich tatsächlich zwei weitere Jahre Zeit, bis er nach seinem ersten Rot- auch seinen ersten Weißwein produzierte. Der Beweis ist gelungen: „Inzwischen ist mein Vater von unseren Rotweinen so überzeugt, dass er jeden Tag welchen trinkt!“

Seither sind 30 Jahre vergangen, Alphonse jun. ist längst „erwachsen“. In Bezug auf den Holzeinsatz hatte er nach der kurzen Phase des muskulösen Überflügelns bereits 2008/2009 eine große Wende eingeleitet. Heute sind die Weine deutlich subtiler, der Winzer selbst bezeichnet sie als „pas trop boisé“ (nicht zu holzig).

Einer der brillantesten Winzer seiner Generation

Alphonse – „Ich bin hyperaktiv, ich arbeite immer.“ – ging von Anfang an dynamisch ans Werk. Ab 1993 stellte er schrittweise und mit großem Aufwand auf biologische, später konsequenterweise auf biodynamische Bewirtschaftung um. Die Zertifizierung erfolgte 2003. Das Weingut zählt damit zu den Bio-Pionieren in der Region Sancerre. Biodynamische Bewirtschaftung geht Hand in Hand mit dem Terroirgedanken: Der naturnahe Weinbau bringt die Besonderheiten der einzelnen Weinberge in den Weinen noch klarer zum Ausdruck.

Charakteristisch für Mellot ist die wohl einzigartige Verbindung von Biodynamik und ausdifferenziertem, wohldosiertem, feinsinnigem Einsatz von -zig verschiedenen Arten von Holzfässern bei Vergärung und Reifung der Weiß- und Rotweine. Der junge Wilde von einst hat sich binnen drei Jahrzehnten zu einem der brillantesten Sancerre-Winzer seiner Generation entwickelt. Seine Weine sind geradlinig, kristallin, präzise, klar, bieten eine schöne Spannung und extreme Mineralität.

Nachsatz zur Familientradition der Mellots: Diese will, dass der älteste Sohn jeder Generation Alphonse heißt. Alphonse und seine Frau Hélène haben keinen Sohn, aber drei Töchter. Die Tradition ist dennoch gerettet: Das älteste der Mädchen heißt Alphonsine!

Keine blasse Burgunderkopie, sondern „Pinot Noir aus Sancerre“

Weinberg La Moussière, im Hintergrund das Dorf Sancerre

Heute macht der Pinot Noir auf dem Weingut 25 % der Produktion aus. Die Sorte profitiert von den steigenden, dem Klimawandel zuzuordnenden Temperaturen in Sancerre. „Das hat der extrem heiße Sommer 2023 hier bei uns wieder klar bestätigt“, so Alphonse. „Ich mag Pinot aus Burgund, dort wird der beste der Welt produziert. Wir hier sind natürlich beeinflusst von dieser Region, aber wir sind auch stolz auf unsere eigene Loire-Identität. Wir machen daher keine blassen Burgunder-Kopien, sondern wir machen Pinot Noir aus Sancerre. Er ist hier frischer und würziger, hat weniger Süße als jener in Burgund.“

Über den Pinot Noir La Moussière – das rote Flaggschiff des Weinguts – schrieb das New Yorker Online-Weinmagazin „Adrian Chalk Selections“: „Message to Burgundy: fasten your seat-belts!“

„Das Weingut der Büßer“

Zusätzlich zu den rund 60 ha in Sancerre bewirtschaftet Alphonse Mellot in der zu Burgund zählenden Region Côtes de la Charité 13 ha mit Chardonnay und 5 ha mit Pinot Noir. Er hatte die Domaine ab 2005 schrittweise übernommen, investierte viel Zeit, Geld und Mühe, verkaufte die Restbestände an Wein oder ließ sie zu hochprozentigem Alkohol destillieren. „Ich wollte keinen Wein verkaufen, den ich nicht selbst produziert habe“, so Alphonse.

Wie zuvor schon das Familienweingut stellte er auch diese Domaine auf biodynamische Bewirtschaftung um. Erst nach einigen Jahren brachte er die eigenen Weine auf den Markt. Alles in allem: Harte Arbeit, wo „ich viele Sünden abgebüßt habe“, so Mellot. Daher stammt auch der Name des Weinguts: Domaine des Pénitents – Weingut der Büßer.

Alphonse sieht die inzwischen in ganz Frankreich verkauften Les Pénitents-Weine als wichtige Ergänzung seines Sancerre-Portfolios und möchte auch deren Export weiterentwickeln. Motto: anspruchsvolle, preiswerte Weine aus der wenig bekannten Burgunder Sub-Region Côtes de la Charité.

Weinberg La Moussière mit Kalk-Mergelböden: „Caillottes“

Das Weingut Alphonse Mellot – Zahlen & Fakten
• erste urkundliche Erwähnung: 1513
• Familienbetrieb in der nunmehr 19. Generation
• ca. 60 ha Rebfläche, 75 % Sauvignon, 25 % Pinot Noir
• biodynamische Produktion, zertifiziert seit 2003
• 30 ständige Mitarbeiter, während der Lese 120 bis 180
• Jahresproduktion rund 400.000 Flaschen
• Exportquote etwa 55 %
• bekannteste Lagen: La Moussière (90 % im Besitz von Mellot), Le Paradis, Les Romains, En Grand Champs, La Demoiselle

Sancerre – von den alten Römern bis zum letzten Schrei in Paris

Wie so oft in Mittel- und Westeuropa waren es vermutlich auch in Sancerre die Römer, die erstmals Reben anpflanzten bzw. in hoch entwickelter Form Weinbau betrieben. Ab dem 1. Jahrhundert nutzten sie dazu wohl auch jenen klimatisch begünstigten, strategisch gut gelegenen Hügel an der schiffbaren Loire, auf dem heute das weltberühmte Dorf Sancerre steht.

Grégoire von Tour, Bischof und Geschichtsschreiber, erwähnt in seiner Landeschronik aus dem Jahr 582 die Weinberge von Sancerre ausdrücklich, und bereits im 7. Jahrhundert hatte der Rotwein aus Sancerre einen über die Region hinausreichenden, guten Ruf. Er wurde damals von Augustinermönchen produziert und auf der Loire verschifft.

Weinberg La Demoiselle mit Feuersteinböden: „Silex“

Im Mittelalter förderten die mächtigen und einflussreichen Herzöge von Burgund den Weinbau in Sancerre, wobei es wohl auch zu einem „önologischen Know-how-Transfer“ gekommen ist. Ab dem späteren 19. Jahrhundert war Sancerre von Paris aus mit der neu gebauten Eisenbahn gut erreichbar, was die Bekanntheit der Weine förderte, ihre Distribution logistisch vereinfachte und zeitlich beschleunigte.

Heute ist Sancerre vor allem für Sauvignon Blanc bekannt. Doch dominierend wurde die Sorte hier erst nach der Reblausplage, die Ende des 19. Jahrhunderts auch diese Region erreichte und den Großteil der Reben vernichtete. Nach der Reblausinvasion ersetzte der auf resistente amerikanische Unterlagsreben gepropfte Sauvignon dann großflächig die lange Zeit vorherrschenden roten Sorten Gamay und Pinot Noir.

Bis zum „Siegeszug“ des Sancerre dauerte es dann aber noch einmal rund 50 Jahre. Denn, wie der renommierte britische Weinjournalist und Autor Robert „Oz“ Clarke in seinem „Wein Atlas“ salopp anmerkt, waren „die heute weltberühmten Weißweine aus Sancerre bis in die 1950er-Jahre noch unbekannte Landweine. Sie wurden durch eine Gruppe Pariser Journalisten und Restaurantbesitzer bekannt, die sich ein paar schöne Tage in der Gegend gemacht hatten und den Sancerre und den Pouilly-Fumé als letzten Schrei in Paris einführten.“

Lange Zeit galt dieser Sauvignon als qualitativ nicht besonders anspruchsvoller „easy drinking wine“ und war vor allem auch in der Pariser Bistro-Szene beliebt. Erst ab den 1980ern führte ein steigendes Qualitätsbewusstsein bei Winzern und Weintrinkern auch zu einem besseren Renommée des Weines, dessen Eignung als vielseitiger Speisenbegleiter nicht unwesentlich zu seiner Popularität beitrug. Heute produziert die Region Sancerre eine breite Palette von Sauvignons in allen Preis- und Qualitätssegmenten – von der billigen, primärfruchtigen Supermarktvariante bis zu feinen High End-Exemplaren wie jenen von Alphonse Mellot.

Silex, Caillottes, Terres Blanches: ein bisschen Geologie gefällig?

Wer über Spitzenweine spricht, kann über den Boden, auf dem sie wachsen, nicht schweigen. Im Fall von Sancerre schon gar nicht.

Bereits 1777 erwähnen kirchliche Schriften, dass es „wahrscheinlich nirgendwo sonst so viele verschiedene Terroirs wie in den Hügeln von Sancerre“ gebe. Tatsächlich trifft man hier auf die seltene Besonderheit, dass auf kleinem Raum enorm vielfältige Böden zu finden sind. Der Reichtum von Sancerre gründet – im wahrsten Sinn des Wortes – auf seiner geologischen Diversität. Es scheint, als biete jede der insgesamt rund 7.500 Parzellen der Region ein jeweils eigenes Terroir.

Eine von Südengland kommende, über die Champagne und Chablis verlaufende mächtige Kreideformation reicht bis nach Sancerre, wo sie von Schichten anderen Gesteins aus verschiedenen Erdzeitepochen durchzogen oder überlagert wird. Durchschnitten ist diese Kreideformation von vielen kleinen Tälern mit eigenem Mikroklima und spezifischen Böden, die nicht selten innerhalb weniger Meter ihren Charakter ändern.

Die Weinberge La Moussière (vorne) und Les Romains (im Hintergrund)

In Sancerre finden sich drei wichtige Bodentypen:

  • Silex: Feuerstein, vor allem im Osten der Region, unmittelbar rund um das Dorf Sancerre, begünstigt eine wunderbare Mineralität in den Weinen. Beispiel: der unmittelbar am Ortsrand von Sancerre liegende, steile Weinberg La Demoiselle von Alphonse Mellot.
  • Caillottes: steinige Böden aus Kalk und Mergel, gemischt mit Kies, vorwiegend im Südwesten der Region, bestes Beispiel: der für Mellot ikonische Weinberg La Moussière.
  • Terres Blanches: Ton, Kreide, gemischt mit „Kimmeridgien-Kalk“, hauptsächlich im äußersten Norden und Westen der Region.

Sancerre – Zahlen & Fakten

  • Die Weinbauregion Sancerre liegt im Tal der Loire, südöstlich von Orléans. Sie umfasst 14 Weinbaugemeinden, darunter das namensgebende, auf einem Hügel über dem Fluss thronende 1.400-Seelen-Dorf Sancerre.
  • 1936 wurde Sancerre als AOC Appellation d’Origine Contrôlée für Weißwein etabliert, 1959 auch für Rotwein.
  • Rebfläche: ca. 3.000 ha, 80 % Sauvignon Blanc, 20 % Pinot Noir
  • Sancerre ist eine „cool climate“-Weinbauregion: Es herrscht kontinentales Klima mit kurzen, heißen Sommern und langen, kalten Wintern – mit Frostgefahr bis in den Frühling hinein. Die Loire beeinflusst als temperaturausgleichender Wärmespeicher und -reflektor das Mikroklima, ähnlich wie die Mosel, der Rhein und die Donau.
  • Die Parzellen liegen auf 200 bis 400 m Seehöhe, meist in sanft modelliertem Gelände, teilweise auch auf steileren Hängen, wie etwa La Demoiselle von Alphonse Mellot.
  • Pflanzdichte: mindestens 6.100 Rebstöcke/ha
  • Ertragsbeschränkung: max. 65 hl/ha bei Weißwein, 59 bei Rotwein, 63 bei Rosé
  • Traubenproduzenten: ca. 300
  • Jahresproduktion: 25 Millionen Flaschen
  • Exportquote: 60 %
  • Obwohl es – anders als in Bordeaux oder Burgund – in Sancerre keine offiziellen Klassifizierungen der Lagen als Premier oder Grand Cru gibt, sind die historischen Qualitätsunterschiede der einzelnen Weinberge allgemein be- und anerkannt.

Biodynamik & akribische Handarbeit

Die biodynamisch bewirtschafteten Weinberge von Alphonse Mellot werden das ganze Jahr über aufwendig und vorbildlich gepflegt, schonend bearbeitet, mit Bio-Kompost und biodynamischen Präparaten zur Verbesserung der Bodenqualität und der Rebenvitalität versorgt.

Die Parzellen sind extrem dicht bepflanzt: Schreiben die Regeln in Sancerre mindestens 6.100 Reben pro Hektar vor, stehen in Mellots Weinbergen 10.000 bis 15.000 pro Hektar, in einigen sogar 20.000. Entsprechend niedrig ist die Erntemenge pro Rebstock, entsprechend hoch die Qualität der Trauben.

Alte Pinot Noir-Reben

Die Reben, manche davon schon 100 Jahre alt, werden teils im klassisches Guyot-System, teils im Cordon de Royat erzogen: Bei diesem System wachsen auf einem kurzen Stamm ein oder zwei Kordone mit je vier bis sechs Trieben, die sich bis zum Nachbarrebstock erstrecken. Der Cordon de Royat soll geringere Mengen und bessere Traubenqualität gewährleisten.

Die Lese erfolgt bei Mellot in akribischer Handarbeit, die Trauben laufen über Rüttelbänder, wo sie von zwölf bis 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern peinlich genau sortiert werden. Alle Weine Mellots gären spontan mit natürlichen Hefen in großen Holzfässern bzw. Holzgärständern, nur La Moussière Blanc gärt zu 50 % in Stahltanks. Zur Reifung legt Mellot die Weine in kleinere Holzgebinde verschiedener Formen und Größen. Nach der Assemblage und vor der Flaschenfüllung lagern die Cuvées zur besseren Integration noch ein Jahr in Stahl- oder Zementtanks. All dies mit dem Ziel, „den Weinen Komplexität, Struktur und Kraft, gleichzeitig Frische und Länge zu verleihen“, so Alphonse Mellot.

Monsieur Mellots Faible für Fässer

Mit dem Weinheber in der einen und dem Spuckeimer in der anderen Hand eilt er von Fass zu Fass. Der Mann legt ein gewöhnungsbedürftiges Tempo vor, als gelte es, die Tour de France zu gewinnen: Gemeinsam mit Alphonse Mellot verkosten wir die noch nicht abgefüllten Jahrgänge direkt aus dem Fass.

Ort des Geschehens: der zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert gebaute Keller des mitten im Dorf Sancerre liegenden Weinguts. Und was für ein Keller! Ein scheinbar end- und auswegloses Labyrinth aus Gängen, Räumen, Nischen, Treppen, Winkeln und Gewölben fordert unseren Orientierungssinn gewaltig heraus. Man hat den Eindruck, die Pariser Metro könne nicht komplexer sein, und ist zwischen Spucken, Schlucken, Gurgeln, Zuhören und Reden schwer damit beschäftigt, nicht den Sichtkontakt zum zwischen den Fässern herumwieselnden Winzer zu verlieren: Wer weiß, ob man allein und lebend je wieder hinausfinden würde?

Im Keller von Mellot: eine unglaubliche Vielfalt an Fässern!

Im Keller von Mellot wähnt man sich in den Showrooms der besten Tonnellerien Frankreichs. Eine derart große Vielfalt an Fassformen und -größen sieht man wohl kaum in einem anderen Weinkeller. Standard-Gebinde sind hier rar, die meisten Fässer lässt Alphonse nach seinen exakten Vorgaben maßfertigen – bei rund zehn verschiedenen Tonnellerien.

Hier stehen konisch nach oben oder unten zulaufende Gärbottiche neben 2.700-l-Foudre-Fässern und zigarrenförmigen 300-l-Fässern, deren Form jener der „Pipes“ in Portweinkellereien ähnelt. Auf unseren Einwand, dass diese Pipes wohl nicht traditionell in Sancerre seien, entgegnet Alphonse ebenso pointiert wie trocken: „Hier ist nichts traditionell.“

„GalileOak“, das kugelrunde (!) Fass

Bei unserem Rundgang stoßen wir auch auf Exemplare des „Pièce Bourguignonne“ mit 228 l und auf Barriques mit 253 l, die nach den Regeln des Goldenen Schnittes konstruiert und gebaut wurden. Es folgen große, quaderförmige Holzgebinde mit gerundeten Ecken. Im nächsten Kellerabteil stehen 1.300 l fassende Ton-Amphoren aus Italien, in der Nische dort drüben entdecken wir ein Holzfass in Eiform.

Und, als wäre dies alles noch nicht genug, wartet als Höhepunkt ein 1.500-l-Fass … in Kugelform! Alphonse hat dieses „GalileOak“ genannte Fass bei Seguin Moreau, einer der Top-Tonnellerien Frankreichs, fertigen lassen. „GalileOak“ ist eine Anspielung an den Astrophysiker Galileo Galilei, kombiniert mit dem englischen Wort für Eiche – Oak.

In diesem außergewöhnlichen Fass produziert Alphonse einen ebenso außergewöhnlichen Rosé namens „20.000 Pieds sous Sancerre“. Auch dies ist eine Anspielung, diesmal an die Pflanzdichte jener Parzelle, aus der die Pinot-Trauben für den Rosé stammen: 20.000 Pieds (= Rebstöcke) pro Hektar. Dritte Anspielung: Aufgrund seiner Kugelform und seines Bullauges wird das Fass gelegentlich mit dem U-Boot Nautilus aus Jules Vernes berühmtem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ verglichen.

Holz in kleinen Dosen

Dass Form und Größe eines Fasses etwas mit dem Wein „machen“, demonstriert uns Alphonse am Beispiel des Sauvignon Blanc La Moussière 2023: Aus dem Barrique ist der Wein klar. Derselbe Wein aus dem 2.000 l fassenden eiförmigen Holzfass hingegen trübe, weil die Hefe ständig in Bewegung bleibt. Auch der Geschmack unterscheidet sich in merkbaren Nuancen. Deshalb, so Alphonse, sei die Assemblage (Cuvéetierung, Blending) der verschiedenen Weinpartien aus verschiedenen Fässern nach der Reife so wichtig.

Hélène & Alphonse bei der Kellerführung

Den Hinweis, dass man angesichts des vielen bzw. vielfältigen Holzes im Keller entsprechend viel Holz auch im Wein erwarten könnte, diesbezüglich aber bei der Verkostung angenehm überrascht sei, quittiert Alphonse nur mit einem kurzen „Je sais.“ (Ich weiß.). Ja, er weiß, was er tut und was er kann – und strahlt dabei ein keineswegs mit Arroganz zu verwechselndes Selbstbewusstsein aus.

Wozu eigentlich diese enorme Vielfalt an Fässern? Man merkt Alphonse an: Diese Frage wird ihm oft gestellt. Profi durch und durch, verliert er sich nicht in inhaltsarmem Small Talk, sondern kommt sofort auf den Punkt: Mit dieser Vielfalt an Fässern habe er „un maximum de paramètres“ zur Verfügung, ein Höchstmaß an Einflussgrößen. Und außerdem, er sagt dies auf Englisch: „I like to blend.“ Er liebe es einfach, verschiedene Weinpartien zu cuvéetieren und stellt unmissverständlich klar: Trotz der vielen Fässer sei das Holz für ihn „kein geschmackgebendes Medium“, er verabreiche „Holz stets nur in kleinen Dosen, um dem Wein zusätzlich Seele einzuhauchen.“

Das wohl einzigartige, aufwendige Fassmanagement von Mellot „komplex“ zu nennen, wäre eine glatte Untertreibung. Er ist ein detailverliebter Perfektionist, ein begnadeter Tüftler, unermüdlicher Voraus- und Nachdenker über die Frage: Welcher Wein entwickelt sich in welchen Fässern am besten? Schon bei der Ernte, sagt seine Frau Hélène, wisse ihr Mann genau, welche Traubenpartie in welches Fass komme. Spätestens bei der Gärung habe er die Zusammenstellung der Cuvée im Kopf, um den Charakter des Terroirs und des Jahrgangs im jeweiligen Sauvignon Blanc oder Pinot Noir optimal zum Ausdruck zu bringen.

Und was passiert, wenn die Weine dann in ihren jeweils am besten geeigneten Fässern liegen? Alphonse: „Dann warten wir, was passiert.“ – In der Regel allerdings genau das, was er beabsichtigt hatte …

Ein Psychopath, ein schwarzes Nashorn & kleine Schiefertafeln

Kellerrundgang, situativer Hinweis Nr. 1, der ein bezeichnendes Licht auf die Persönlichkeit des Winzers wirft: Alles hier im Keller ist blitzsauber, aufgeräumt und geordnet, als stünde der Besuch des französischen Staatspräsidenten höchstpersönlich bevor. Alphonse Mellot achtet penibel auf sauberes Arbeiten. So etwa wischt er jeden Tropfen Wein, der irgendwo landet, wo er nicht hingehört, sofort mit einem Lappen weg. Er ist sich dieses Spleens bewusst und bekennt selbstironisch: „Diesbezüglich bin ich ein Psychopath.“

Kellerrundgang, situativer Hinweis Nr. 2, der zeigt, dass das Winzerpaar Alphonse und Hélène auch abseits der Weine zu überraschen weiß: Die optische Vorherrschaft der Holzfässer im Keller wird da und dort unterbrochen von unerwartet auftauchenden Skulpturen, Figuren und Objekten: ein schwarzes Nashorn, ein Fisch, ein siebenzylindriger, sternförmiger Flugzeugmotor (natürlich blitzblank poliert …).

Kellerrundgang, situativer Hinweis Nr. 3, der die wichtige Rolle von Hélène Mellot andeutet: An vielen Fässern hängt ein von ihr mit Kreide beschriftetes Schiefertäfelchen, das dem jeweiligen Wein eine Charakteristik zuordnet. Auf dem Täfelchen des Pinot Noir La Demoiselle steht „L’Elegance de Silex“ (Die Eleganz des Feuersteins), auf dem Pinot Noir En Grands Champs ist „irrésistible“ (unwiderstehlich) zu lesen, und auf die Tafel des Sauvignon Blanc La Moussière, dem quantitativ wichtigsten Wein von Mellot, hat Hélène geschrieben: „Cuvée emblématique“ (sinnbildlich, beispielhaft).

Wein & Kunst im Keller von Mellot

Auch wenn ihr Mann aktiver, lauter, präsenter ist: Hélène ist die starke Frau im Hintergrund, wesentlich und unmittelbar in die Geschäftsführung und wirtschaftliche Entscheidungen eingebunden. Sofort fällt einem dazu ein altes französisches Sprichwort ein: „Cherchez la femme!“

Die Weine von Alphonse Mellot

Um mit einer Negation zu beginnen …
Die Weine von Alphonse Mellot sind meilenweit entfernt von den üblichen, gefallsüchtigen Supermarkt-Sancerres. So bietet der Sauvignon keine vordergründigen, knalligen Aromen von weißen Johannis- und Stachelbeeren, Kiwis, frisch gemähtem Gras oder grünem Paprika – auch keinen Duft nach „Pipi de Chat“.

… und mit einer Lobpreisung fortzufahren
Mellot führt bei der Weinproduktion eine feine Klinge. Es sind daher zurückhaltende, delikate, feinsinnige, finessenreiche und elegante Weine, die seinen Keller verlassen, terroirgeprägt und sehr mineralisch, die Sauvignons bisweilen sogar ein wenig „salzig“. Mellot-Weine bieten Spannung und Frische, machen auch bei höheren Alkoholwerten – bei Pinot Noir bis zu 14,5 % – den Gaumen nicht müde.

Dem Winzer sind Präzision und Klarheit, Harmonie und Balance ebenso wichtig wie fein herausgearbeitete Aromen und gut eingebundenes, wohldosiertes Holz. Ganz oben steht die Expression des jeweiligen Herkunftsterroirs. Und, last but not least: Alle Mellot-Weine sind hervorragende, vielseitige Speisenbegleiter!

SANCERRE BLANC

• La Moussière
Der mengenmäßig wichtigste und bekannteste Wein von Alphonse Mellot, Sauvignon Blanc aus bis zu 40 Jahre alten Reben in der 34 ha großen Südsüdwest-Lage La Moussière, die sich zu 90 % in Besitz von Mellot befindet. Boden: „Saint Doulchard“-Mergel liegt auf „Kimmeridgien“-Kalk, eine in Sancerre einzigartige Gesteinsschichtung, die dem Wein seinen typischen Charakter gibt.
Spontanvergärung teils in großen Holzgebinden (50 % neu), 7 bis 8 Monate auf der Feinhefe in kleinen Holzfässern gereift.
Florales Bukett, frisch, zartfruchtig (weißer Pfirsich, Birne, Zitrus, Grapefruit); stilistisch perfekter Sancerre mit Tiefe, Frische, Mineralität und Ausgewogenheit.

• La Demoiselle
Ein Sauvignon Blanc aus der steilen Hanglage La Demoiselle am Dorfrand von Sancerre. Die Besonderheit: Feuersteinboden – Silex!
Hauch von Grapefruit, „salzige“ Note, sehr frisch, trockene Mineralität – als ob man an Steinen lecken würde. Sehr straff, schlank, ungemein präzise, fast schneidig. Nur 3.000 Flaschen jährlich!

• Les Romains
Sauvignon Blanc aus dem gleichnamigen, südsüdwestlich exponierten Weinberg, benannt nach der alten Römerstraße, die einst hier durchführte. Boden: Silex (Feuerstein) an der Oberfläche, Kalk im Unterboden. Spontanvergärung in großen, teils neuen, teils gebrauchten Holzfässern, 10 bis 14 Monate auf der Feinhefe gereift. Weiße Blüten, sehr elegant, zurückhaltend, frisch, zartfruchtig (Quitte, Grapefruit, Birne, Pfirsich), leicht und tänzerisch – trotz 13 % Alk; deutliche mineralische und zart „salzige“ Noten, präzise und komplex.

• Satellite
Sauvignon Blanc aus fünf kleinen, von Kalkgestein geprägten Parzellen in Chavignol, der Nachbargemeinde von Sancerre.
Spontanvergärung in großen Holzgebinden, ca. 9 Monate auf der Feinhefe gereift. Zartfruchtig, Anklänge von weißen Blüten, Zitrusfrüchten, Kräuterwürze (Thymian); mineralisch, präzise, elegant, balanciert.

• Le Paradis
Sauvignon Blanc aus durchschnittlich 55 Jahre alten Reben in einer 1,4 ha großen Parzelle in der südsüdwestlich ausgerichteten Lage Le Paradis – mit von Kalk und Mergel geprägten steinigen Böden, den „Caillottes“. Spontanvergärung in großen Holzfässern, 10-monatige Reife auf der Feinhefe in gebrauchten Eichenfässern. Duft nach weißen Blüten, Noten von grünen Äpfeln, Zitronen, Limetten, Grapefruit, gerösteten Mandeln, frisch, straff, elegant, steinige Mineralität, knackige Säure.

• Génération Dix-Neuf
Der Wein ist nach der 19. Generation der Mellots benannt, zu der auch der heutige Weingutsbesitzer zählt. Gemeinsam mit dem Edmond bildet der Génération Dix-Neuf die Doppelspitze der Weißen von Mellot. Sauvignon Blanc, selektiv gelesen von mehr als 80 Jahre alten Reben im Weinberg La Moussière, von Mergel und Kalk geprägter Boden, geringer Ertrag: 45 hl/ha. Spontanvergoren und 10 bis 12 Monate auf der Feinhefe in 900 l fassenden, konischen Holzfässern gereift. Reif, kraftvoll, 14 % Alk., viel Extrakt, dennoch frisch und niemals ermüdend, ausgeprägte Mineralität, Zitrus, Akazienblüten, reife gelbe Früchte, Honignoten, Bienenwachs, Haselnüsse. Ein geschmeidiger, lebendiger, komplexer, eleganter Wein. Nur geringe Mengen: ca. 6.000 Flaschen jährlich!

• Edmond
Der Wein ist eine Hommage von Alphonse aus der 18. Mellot-Generation (Vater des heutigen Eigentümers) an seinen eigenen Vater Edmond. Sauvignon Blanc aus einer 6 ha-Parzelle in der Südsüdwestlage La Moussière. Boden: „Saint Doulchard“-Mergel liegt auf „Kimmeridgien“-Kalk. Bis zu 100 Jahre alte Reben, viel Charakter, geringe Erträge.
Spontanvergärung und 10- bis 14-monatige Reife auf der Feinhefe in großen Holzfässern (teils neu, teils einmal, teils zweimal gebraucht). Reich, cremig, reif, kraftvoll, dicht und tiefgründig, gleichzeitig terroir-bedingt frisch, knackig und mineralisch. Noten von Honig, Zitrus, Vanille, Brioche, im Hintergrund würzige Anklänge von Anis, weißem Pfeffer, Muskat, Menthol. Ein langlebiger Wein mit viel Struktur, Substanz, Aromen und Mineralität.

SANCERRE ROSÉ

• Rosé la Moussière
Ein außergewöhnlicher Rosé aus einer 2 ha großen Pinot Noir-Parzelle, die vor mehr als 40 Jahren gepflanzt wurde. Sehr kräftig, dicht und mit 14,5 % alles andere als ein federleichter Rosé im Provence-Stil! Vergoren und 8 Monate in großen, konischen Holzfässern gereift. Lachsfarben, weißer Pfeffer, rote Beerenfrucht, weich, elegant und frisch.

• Rosé 20 000 Pieds sous Sancerre
Einzigartiger Rosé aus einem Pinot Noir-Weingarten mit einer Pflanzdichte von 20.000 Reben (!) pro Hektar. Ebenso „dicht“ ist der im kugelförmigen Fass „GalileOak“ vergorene und gereifte Rosé – typisch für die Experimentierfreudigkeit von Mellot!
Blumiger Duft, konzentrierte Noten von roten Früchten (Erdbeeren), cremig, gehaltvoll, gleichzeitig elegant und mineralisch, feines Tannin, das Holz ist ebenso gut integriert wie die 14,5 % Alkohol.

SANCERRE ROUGE

• Petite Moussière
Pinot Noir aus jüngeren Reben im unteren Teil des Weinberges La Moussière, wobei „jünger“ in diesem Fall bis zu 45 Jahre alt heißt! Spontanvergärung im großen Holzgebinde, 10 bis 18 Monate auf der Feinhefe gereift. Intensive, dunkle Kirschfrucht, frische Säure, weiche Tannine, gut ausgewogen. Preislich sehr attraktiver Einstieg in den Pinot-Kosmos von Mellot.

• La Moussière
Über dieses rote Flaggschiff des Weinguts schrieb das amerikanische Online-Weinmagazin „Adrian Chalk Selections“ frech: „Message to Burgundy: fasten your seat-belts!“ Pinot Noir aus über 50 Jahre alten Reben im Weinberg La Moussière. Boden: „Saint Doulchard“-Mergel liegt auf „Kimmeridgien“-Kalk, einer in Sancerre einzigartigen Gesteinsschichtung, die für viel Mineralität im Wein sorgt. Spontanvergärung in 6.000 l fassenden, konischen Holzgärständern, 10- bis 18-monatige Reifung auf der Feinhefe in kleinen, zum Großteil neuen Holzfässern. Dicht, fleischig, dunkle Frucht (Schattenmorelle, Erdbeere, Brombeere, Johannisbeere, Maulbeere), würzig (Zimt, Vanille, rosa Pfeffer), kühl, saftig, frische Noten, straffe Säure,  weiche Tannine.

• La Demoiselle
Ein seltener Pinot Noir aus 1941 gepflanzten Reben in der steilen Hanglage La Demoiselle am Dorfrand von Sancerre. Die Herkunft vom Feuerstein (Silex) macht diesen Wein zu einem außergewöhnlichen Vertreter seiner Sorte. Spontanvergärung in 6.000 l fassenden, konischen Holzgärständern, 14-monatige Reifung auf der Feinhefe in kleinen, neuen Holzfässern. Beeindruckende, überraschende Synthese aus Silex-getriebener, knochentrockener Mineralität und eleganter, feiner, zartbitterer Kirschnote; Anflüge von würzigen, pfeffrigen und rauchigen Aromen, spürbare Tannine. Die 14,5 % Alk. sind gut eingebunden.

• En Grands Champs
Der wohl „burgundischste“ Pinot Noir des Weinguts Alphonse Mellot ist ein auch im internationalen Vergleich großer Pinot. Die Trauben kommen von 70 bis 80 Jahre alten Reben aus der 1 ha großen Parzelle Les Grands Champs ganz oben im Weingarten La Moussière. Der spezifische Boden hier aus Kalk, Mergel und Kreide wird von den Winzern „Buzançais“ genannt. Spontanvergärung in 4.500 l fassenden, konischen Holzgärständern, 14-monatige Reifung auf der Feinhefe in kleinen, neuen Holzfässern. Feinsinnig, zarte Kirschnoten, Maulbeeren, rosa Pfeffer, viel Mineralität, rauchig, dicht, intensiv, seidige Tannine. PS: Auf ein Fass des En Grands Champs 2020 hat Hélène Mellot als Kommentar geschrieben: „irrésistible“ – unwiderstehlich.

• Génération Dix-Neuf
Neben dem En Grands Champs der zweite Spitzenrotwein von Mellot und ein weiteres beeindruckendes Beispiel, was mit Pinot Noir in Sancerre möglich ist! Trauben von mehr als 60 Jahren alten Reben in den Weinbergen Le Paradis und Chambratte. Boden: „Saint Doulchard“-Mergel liegt auf „Kimmeridgien“-Kalk. Spontanvergärung in 4.500 l fassenden, konischen Holzgärständern, 14-monatige Reifung auf der Feinhefe in kleinen, neuen Holzfässern. Reiche, komplexe Harmonie von vielfältigen Aromen: Maulbeeren, Schattenmorellen, Blaubeeren, Gewürze (rosa Pfeffer, Vanille, Zimt), klassische Sancerre-Mineralität, gute Balance, viel Kraft, reife Tannine, frische Säure, unterlegt von subtilen Holznoten, ein verführerischer, kultivierter Wein. Alphonse Mellot über diesen Wein seiner, also der 19. Familiengeneration: „Verlang alles von ihm und er wird es dir geben.“

• Le Paradis
Pinot Noir aus der südsüdwestlich ausgerichteten Lage Le Paradis, von Kalk und Mergel geprägte steinige Böden („Caillottes“), Spontanvergärung im großen Holz. Tiefgründig, intensiv und würzig, gleichzeitig frisch und kühl, reife, aber nicht opulente Kirschnote, rauchig, dicht und elegant, terroirbedingt mineralisch, feine Tannine, gut strukturiert, sehr geschmeidig. Burgundisch angehaucht, aber eben ein „Pinot Noir aus Sancerre“ (Alphonse Mellot).

DOMAINE LES PÉNITENTS – Côtes de la Charité

Diese 18 ha große Domaine in der Côtes de la Charité wurde von Alphonse Mellot ab 2005 schrittweise übernommen und wird heute – so wie das Familienweingut in Sancerre – biodynamisch bewirtschaftet. In der Charité produziert Mellot zwei Weine mit bemerkenswertem Preis-Genussverhältnis.

• Les Pénitents Chardonnay
Spontanvergärung in großen Holzbottichen (90 %) und in kleinen, neuen Fässern (10 %). Der Wein reift 6 bis 8 Monate auf der Feinhefe. Präzise, mineralisch, ausdrucksstark, fruchtig, Noten von Zitrone, Grapefruit und exotischen Früchten, fein, ausgewogen.

• Les Pénitents Pinot Noir
Spontanvergärung in großen, konischen Holzbottichen, 8 bis 10 Monate auf der Feinhefe gereift. Aromen von dunkelroten Früchten, knackige Säure, sanfte Tannine, frisch, elegant, würzig, mineralisch.