Borgoluce

Italien Valdobbiadene Venetien

Der Ort des Lichts. Das Prosecco-Weingut Borgoluce ist ein traditionell-modernes, agrarisches Gesamtkunstwerk. Über den Prosecco von Borgoluce kann man nicht sprechen, ohne auch über das große Ganze dieses Unternehmens zu sprechen.

Denn Borgoluce – der »Ort des Lichts« – ist eine Art Arche Noah mit Alternativenergie, ein Garten Eden mit Photovoltaik, eine Verbindung von traditioneller Landwirtschaft und modernem, innovativem Denken. Dieses wahrscheinlich interessanteste Prosecco-Weingut zwischen den Dolomiten und Venedig folgt einem ganzheitlichen Konzept von Landwirtschaft, dessen viele Facetten ein einzigartiges Bild ergeben.

1.000 Jahre, 1.000 Hektar

Da ist etwa die lange Geschichte der hier in Susegana bei Conegliano seit mehr als 1.000 Jahren ansässigen, italienisch-österreichischen Adelsfamilie Collalto. Da sind mehr als 1.000 ha Wälder, Wiesen, Felder und Weingärten. Da ist diese spürbare Achtsamkeit für Mensch, Tier und Natur. Der von Nachhaltigkeit, Behutsamkeit und ethischem Bewusstsein geprägte Arbeitsalltag. Da ist dieses Verantwortungsgefühl gegenüber den nachfolgenden Generationen, denen man die Umwelt in einem gesunden, intakten Zustand hinterlassen möchte. Aus diesem Grund hat Borgoluce auch beschlossen, den gesamten Betrieb auf biodynamische bzw. biologische Bearbeitung umzustellen und befindet sich in der Phase des Übergangs.

Beeindruckend ist auch die enorme Diversität der Produkte. Bogoluce erzeugt nicht nur hervorragenden Prosecco. Auf dem Gut werden auch mehr als 200 Duroc-Schweine gehalten, um daraus erstklassige Fleisch- und Wurstprodukte zu produzieren. 400 Wasserbüffel und 700 Limousin- bzw. Charolais-Rinder liefern Milch für Käse und Joghurt. Dazu kommen Pferde, Schafe, Geflügel und eine Bienenzucht. Zur umweltschonenden, naturnahen Kreislaufwirtschaft gehört auch die Energieerzeugung aus erneuerbaren Rohstoffen: Hackgut aus eigenen Wäldern, Photovoltaik und aus dem Dung der Wasserbüffel gewonnenes Biogas.

Zeitgemäße, innovative Landwirtschaft

Das Mastermind hinter all dem ist Lodovico Giustiniani. Selbst aus einer alten Adelsfamilie stammend, hat er in die Collalto- Familie eingeheiratet, kam 1998 auf Borgoluce und führt seither mit seiner Frau Caterina und deren Schwester Ninni das Unternehmen. Auch wenn die drei auf einer soliden Basis der Collalto-Familie aufbauen konnten, ist Borgoluce in seiner heutigen Form hauptsächlich ihr Werk.

Es ist Lodovicos Verdienst, dass auf Borgoluce der alte Wirtschaftszweig Landwirtschaft mit zeitgemäßem, innovativem und kreativem Denken einhergeht. Dass jede Maßnahme, sei es im Weingarten oder im Büffelstall, gut durchdacht und höchst professionell umgesetzt wird, gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Forschung und behutsam eingesetzte, smarte Technik.

Naturverbundenheit ohne Esoterik

Giustiniani ist studierter Agrarwissenschafter und ein naturverbundener Visionär, aber gänzlich ohne esoterischen Schleierblick. Ein adeliger Landwirt, der nicht den Verfall der Holzpreise bejammert oder darüber klagt, dass die Reparatur des Daches ein Vermögen kostet, sondern einer, der die Dinge mutig und innovativ anpackt: Das Anpflanzen von Walnuss- und Granatapfelbäumen hat mit aktuellen Entwicklungen der allgemeinen Ernährungsgewohnheiten zu tun. Mais der Qualitätssorten Biancoperla und Marano werden zu glutenfreien, mit dem Slow Food-Siegel geadelten Crackern, für Polenta und Craftbeer verarbeitet. Rund 800 Olivenbäume der regionaltypischen Sorten Frantoio und Leccino liefern ein delikates Olivenöl. Und seit Hanf eine Renaissance erlebt, stehen auf Borgoluce auch einige Hektar Cannabis Sativa versuchsweise in Kultur – »zur Textilfasergewinnung, und für sonst nichts«, wie Lodovico schmunzelnd betont.

Prosecco von Borgoluce als Botschafter der Region

Ambitioniert ist er auch in Bezug auf den Prosecco seines Betriebes: »Jeder Laie kann mindestens ›eine‹ Champagner- Marke nennen, aber kaum jemand eine international bekannte Prosecco-Marke.« Lodovico hat ein langfristiges Ziel: Er will »Borgoluce« zu einer solchen Marke machen. Er möchte aber nicht nur qualitativ erstklassigen Prosecco erzeugen, sondern damit auch Emotionen vermitteln, ein Gefühl für das Herkunftsgebiet, dessen Tradition und Landschaft, Kultur und Gastfreundschaft: Borgoluce als prickelnder, die Sinne belebender Botschafter der Region. Schon jetzt gehen 40% der Produktion in den Export. Auch wenn dieser Wert künftig steigt, will Lodovico auch auf dem Heimmarkt deutlich präsent bleiben. »Du kannst im Ausland nur stark sein, wenn du in Italien stark bist.« So wird Borgoluce etwa auch im Nobelhotel Four Seasons in Florenz oder im Caffè Quadri am Markusplatz in Venedig ausgeschenkt: ein Ritterschlag für jeden Prosecco-Hersteller.

Schotter, Kalk und Königin Glera

Die Böden in den Hügeln von Susegana sind geprägt von eiszeitlichen Schotterablagerungen mit hohem Kalkanteil. In manchen Lagen finden sich auch Eisenoxide, »ossidi di ferro«. All das bietet beste Voraussetzungen für mineralische, kraftvolle, aber fein strukturierte Grundweine und damit tendenziell trockene Prosecchi im Brut-Bereich, die für Borgoluce zunehmend wichtiger werden. Von den rund 100 ha umfassenden Weinbergen wurden 80% in den letzten 20 Jahren von Lodovico neu gepflanzt. Borgoluce verarbeitet für seine Prosecchi ausschließlich die traditionelle Rebsorte Glera, obwohl bis zu 15% andere Sorten wie etwa Verdiso oder Bianchetta erlaubt wären. Doch Lodovico setzt in Bezug auf Qualität und Sortenreinheit voll und ganz auf »Königin Glera«.

Übrigens: Sämtliche auf dem Weingut verarbeitete Trauben kommen aus eigenen Weingärten. Borgoluce kauft nichts zu, was für ein Prosecco-Weingut dieser Größe höchst selten ist. Die Rebgärten werden nach den Prinzipien der integrierten Landwirtschaft ohne Pestizide, Fungizide und Mineraldünger bewirtschaftet. Lodovico will einen konsequenten Schritt weitergehen. Zurzeit (Stand 2021) sind 3 ha biologisch zertifiziert – jedoch diese zusammen mit weiteren 28 ha bereits in Umstellung auf biodynamische Bewirtschaftung.

La prisa di spuma

Vor dem sanften Pressen werden die Glera-Trauben entrappt, also von den Stielen befreit. »Es ist eine Frage der Philosophie«, so Giustiniani, »manche Winzer arbeiten bewusst mit den Tanninen aus den Stielen. Ich nicht. Ich möchte die Prosecco-typische klare, präzise, frische Primärfrucht von hellem Obst, gelben und grünen Äpfeln, die Düfte von Wildblumen, Akazien und Kräutern!« Die Trauben jeder Parzelle werden separat zu Grundweinen verarbeitet, langsam und kühl bei etwa 10°C vergoren und bis zu fünf Monate auf der Feinhefe gelagert. Dann komponiert man die einzelnen Cuvées der Prosecchi aus jeweils mehreren Grundweinen (Ausnahme: die Jahrgangs-und-Single-Vineyard-Prosecchi mit dem Zusatz »Rive« auf dem Etikett). Die zweite Gärung erfolgt in großen Drucktanks nach der für Prosecco üblichen Charmat-Methode.

Zeichnen ohne Radiergummi

Auf ihrem Weg in diese Drucktanks bekommt jede Cuvée zur Anregung der Gärung eine Mischung aus Zucker und Hefe mit: »la prisa di spuma«. Anders als Champagner und Sekt erhält Prosecco vor der Flaschenfüllung aber keine neuerliche Zuckergabe, keine Dosage mehr. Ob also ein Prosecco brut, extra dry oder dry schmeckt, hängt allein vom Zuckergehalt der Trauben und von der »prisa di spuma« ab. Ein Nachbessern eventuell nicht ganz perfekter Grundweinqualitäten, ein Maskieren kleinerer Mängel durch Zuckersüße ist vor allem bei trockenem Prosecco nicht möglich. Giustiniani: »Man darf also im Weingarten und bei den Grundweinen keine Fehler machen. Es ist wie zeichnen ohne Radiergummi.« Insgesamt, sagt er, gehe es bei Prosecco derzeit mehr und mehr in Richtung »trockener«, d. h. weniger extra dry, mehr brut. Nicht nur auf Borgoluce: Seit 2016 wird in ganz Italien mehr brut als extra dry getrunken. Eine Trendwende, die er begrüße.

anima e spirito

Lodovico Giustiniani, der Spiritus Rector, Motor und Ideengeber von Borgoluce, geht mit dem eleganten Stil und dem Traditionsbewusstsein eines Adeligen ans Werk, mit der Cleverness und Weitsicht eines Kaufmanns, mit dem scharfen, nüchternen Verstand eines Akademikers, mit der Leidenschaft eines Visionärs, mit dem Naturbewusstsein eines Ökologen und mit dem hohen ethischen Anspruch eines Humanisten.

Und weil auf dem ganzheitlich gedachten, geplanten und geführten Borgoluce immer alles mit allem zusammenhängt, finden sich, so Lodovico, » … diese anima und dieser spirito auch in jeder einzelnen Flasche und in jedem einzelnen Glas unsereres Prosecco.« – Na dann: Salute!

Ein architektonisches Meisterwerk

Postkartenreife Ausblicke

Das neue, 2017 in Betrieb genommene großartige Kellereigebäude von Borgoluce ist ein architektonisches Meisterwerk. Lodovico Giustiniani überließ auch hier nichts dem Zufall. Er hat dem Architekten, seinem Bruder, drei Auflagen gemacht: »Erstens will ich keine Tanks im Freien sehen. Zweitens muss alles unterirdisch sein. Drittens möchte ich Tageslicht für meine Mitarbeiter.« Wie man sich überzeugen kann, wurde die schwierige Aufgabe – unter Brüdern – perfekt gelöst.

Sanft und behutsam in die Landschaft integriert, bietet die Kellerei spektakuläre Sichtachsen sowie überwältigende Ein-, Durch-, Tief- und Fernblicke. Der Clou: Erst wenn man auf der von Rosen gesäumten Gartenterrasse ganz nach vorne tritt, bemerkt man plötzlich, dass sich 15 m darunter der bis dahin unsichtbare, eigentliche Arbeitskeller verbirgt. Im Gebäude selbst findet der Besucher stilvoll gestaltete Räume für Tastings, Schulungen, Festivitäten, vor allem aber: den postkartenreifen Blick auf die Montello-Hügel im Westen und das Castello di San Salvatore im Norden.

»Es ist ganz einfach: Wir haben nur Holz, Beton, Stahl, Glas und Schotter verbaut«, sagt Lodovico. Tatsächlich ist die Kellerei kein hingeklotztes Protz-Monument, sondern zurückhaltend, schlicht und klar gestaltet, gleichzeitig mit dem typischen Borgoluce-Touch der Angemessenheit und des Understatements versehen.

Keller mit natürlicher Klimaanlage

Die subterrane Lage des Kellers, eingebettet in den kühlenden Schwemmschotter des nahen Piave-Flusses, luftdurchlässige Betonwände, clever platzierte Schächte für die Luftzirkulation: Daraus entsteht eine natürliche Klimaanlage ohne Strombedarf. Der Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter beträgt im Borgoluce-Keller nur wenige Grad. Passend dazu: Anstatt die Edelstahl-Weintanks mit aufwändiger Temperaturregelung auszustatten, hat Lodovico die Wände der Tanks deutlich dicker als üblich fertigen lassen, um so die Temperatur der Weine konstant halten zu können. Etwa 400.000 Flaschen Prosecco werden derzeit hier jährlich produziert, der Keller ist aber für deutlich mehr ausgelegt. Ein Rundgang zeigt: Alles ist blitzblank und perfekt aufgeräumt. Nicht benötigte Maschinen, Geräte und Werkzeuge sind unsichtbar in Nebenräumen verstaut. »Ich liebe die Ordnung«, sagt Lodovico und räumt augenzwinkernd ein, dass er damit wohl die lebende Antithese zum nördlich der Alpen gängigen Klischee des chaotischen Italieners sei …


Die Prosecchi von Borgoluce

Valdobbiadene Conegliano Prosecco DOCG

Das Weingut Borgoluce liegt im Südosten des Prosecco DOCG-Gebiets Valdobbiadene–Conegliano, das 2009 offiziell festgelegt wurde. Die hügelige Region mit ihren kalk- und mineralreichen Böden ist das historische Herz des Prosecco und bringt in 15 Gemeinden auf rund 8.300 ha Rebfläche traditionell die besten Weinqualitäten hervor. Im Vergleich dazu ist die gesamte, sich vor allem auf flache Regionen erstreckende Prosecco DOC-Region mehr als 28.000 ha groß und erzeugt jährlich 500 Mio. Flaschen.

Rive – die Spitze der Qualitätspyramide

Die absolute Qualitätsspitze im DOCG-Gebiet bilden die mit dem Zusatz »Rive« versehenen Prosecchi, von denen jährlich nur etwa 2,5 Mio. Flaschen hergestellt werden. Insgesamt sind zwischen Valdobbiadene und Conegliano 43 Rive (das lokale Dialektwort für »Hang«) als Spitzenlagen offiziell klassifiziert. Ein Rive-Prosecco ist sozusagen ein »Vintage Cru«: Die Trauben dürfen ausschließlich aus der klassifizierten Einzellage sowie ausschließlich aus einem Jahrgang stammen, und müssen handgelesen sein. Der Rive ist in der Regel der beste Prosecco eines Weinguts und dessen Aushängeschild. Der Wein bietet viel Terroircharakter und zeigt das ganze Potenzial der jeweiligen Weinbergslage, deren Qualität und Identität. Borgoluce produziert zwei Rive di Collalto aus der Einzellage Castagnè, einen Brut und einen Extra Dry.

»Lampo« Prosecco DOC Treviso Brut

Der perfekte Einstieg in die Weine von Borgoluce, jung, fruchtig (Pfirsich, gelbe Äpfel), frisch, schöner Aperitif, für alle Gelegenheiten; 100% Glera, Restzucker 12 g/l.

Extra Dry Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Sanft, saftig, schön ausbalanciert, delikat, elegant, fruchtig (Wildblumen, gelbe Äpfel, exotische Früchte); passt gut zu Fisch u. Meeresfrüchten; 100% Glera, Restzucker 15 g/l.

Brut Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Limitierte Produktion aus selektionierten Trauben (100% Glera), fein, seidig, elegant, harmonisch, fruchtig (gelbe Äpfel, Birnen), Wildblumenduft; guter Begleiter eines ganzen Menus; Restzucker 8 g/l.

»Rive di Collalto« Extra Dry
Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Jahrgangsprosecco der Top-Kategorie »Rive« (siehe oben), Traubenselektion aus der Einzellage Castagnè; harmonisch, duftig, reife helle Früchte; passt gut zur Asia-Küche; 100% Glera, fünf Monate auf der Feinhefe, Restzucker 16 g/l.

»Rive di Collalto« Extra Brut
Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Für viele der beste Wein von Borgoluce! Ein Jahrgangsprosecco der Top-Kategorie »Rive« (s. o.), sehr trocken; schön straff, mineralisch; Traubenselektion aus der Einzellage Castagnè; zarte Düfte nach Wisteria- und Akazienblüten; souveräner Begleiter ganzer Menus; 100% Glera, fünf Monate auf der Feinhefe, Restzucker 3 g/l.

»Gaiante« Valdobbiadene Prosecco DOCG

Der wohl interessanteste Prosecco von Borgoluce: naturbelassen, ursprünglich, authentisch; zweite Gärung in der Flasche, ungefiltert, daher mit etwas Sediment. 100% Glera, völlig durchgegoren, extrem trocken, null Restzucker. Sehr komplex, neben delikaten, feinen Fruchtaromen auch zarte Noten von Brotkruste und Hefe. Nur in kleinen Mengen hergestellt, vor allem für fortgeschrittene Prosecco- Trinker interessant. Passt gut etwa zu Salami, Prosciutto, Frittiertem, Fisch, Pilz- und Gemüserisotto. Der Gaiante ist eine Verneigung vor der Geschichte und Tradition des Prosecco, die im heutigen DOCG-Gebiet begannen. Und: Er ist eine Referenz an die ursprüngliche Art, diesen Schaumwein zu erzeugen.

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